LITERATUR:Bücher(1-2) → Gedanken ↓ Geschichten →
Stand: 30. Oktober 2008
übersicht: gedanken →
Laotse, Tao te king -my way
 
Laotse, Tao te king -my way

Laotse Was hälst Du von Laotse, von dessen Tao Te King? Eine Schreibaufgabe. Ein Spiel. Für gewöhnlich delegieren wir dergleichen an Fachmenschen, an solche, die’s gelernt, die’s studiert haben. Die sagen uns dann, was es mit dem und jenem, hier mit Laotse und dessen Tao Te King auf sich hat, wie wir’s verstehen sollen. Hernach sind wir gebildet, wissen mehr als zuvor, haben, konnten einen Baustein unserem Wissen zufügen. Ein Schatz, der wächst, der zunimmt über die Jahre, der vielleicht sogar Ballast wird, dergestalt, dass wir zu jeder Sache, bei jeder Entscheidung zig Meinungs, und Sichtweisenvarianten zu berücksichtigen haben. Das Problem der Moderne. Unseres.

Vielleicht, denken wir, sollten wir die Originale selber lesen, uns selber schlau machen, wie man sagt. Diese Herangehensweise führt auf einen anderen Weg. Das hört sich geheimnisvoll-widersprüchlich an. Zunächst zum Widerspruch. Es ist scheinbar, von außen betrachtet, tatsächlich so, dass wir auch bei dieser Herangehensweise wieder mit „Wissen von und über“ und unterschiedlichen Sichtweisen konfrontiert werden. Seneca ist anderer Meinung als Montaigne, Schopenhauer zeigt sich konform mit Gracian - und doch, beide sind ganz anders gepolt als unsere liebe Hildegard von Bingen. So ist es doch oder?

Was vielfach bei solchen Überlegungen vergessen wird, ist die Zeit. Wann sollen wir das alles lesen und was heißt das: „das alles“. Wen nehmen wir in unseren Kanon auf? Hat uns auch ein Warhol was zu sagen? Muss man den überhaupt kennen, wenigstens vom Namen her? Oder John Gage und wie sie alle heißen, Anselm Kiefer, um noch einen zu nennen.

Von einem „Weg“ zu sprechen klingt immer geheimnisvoll. Es hat diesen touch. Man geht seinen eigenen Weg. Kann „man“ seinen eigenen Weg gehen?

Dergleichen wird hinfällig, löst sich in Nichts auf, immer dann, wenn wir es tatsächlich schaffen, uns auf’s Original einzulassen. Es ist nie verschwendete Zeit, Seneca zu lesen. Es ist ein Abenteuer. Eine Seefahrt. Unwillkürlich denkt unsereins an Kompass und Ziel. Doch die Lektüre der Großen gestaltet sich anders. Hier wird umgebaut im Untergrund. Immer wieder, bei jedem wirklich „großen“ Werk findet dergleichen statt. Ich nenn’s darum ein Abenteuer. Wir wissen nach Beendigung der Lektüre nicht mehr, sondern sind verändert, verwandelt. Wir verhalten uns anders, tun anderes.

Dieses „anderes tun“ lässt sich nicht klar bestimmen. Wir werden nicht umgepolt, sagen oder tun nicht das Gegenteil von dem, was wir zuvor „für richtig und wahr hielten“. So schematisch lässt sich das Gemeinte, das konkret Erfahrene nicht formulieren oder auf den Punkt bringen.

Nehmen wir ein Beispiel. Alle haben was in ihrem Leben vom „Tao“ gehört. Das ist wie ein Blitz, sagen die einen. Das ist Nichts oder nichts für mich, sagen die anderen. Das ist schwer zu übersetzen bzw. es bedeutet dies und jenes. Es gibt Grafiker, Sinologen, Dichter etc. etc. die uns das TAO näher bringen. Die dies wollen, sollen, können, müssen oder dürfen. Wie auch immer.

Lies Laotse. Lies das Tao Te King. Lies es selbst und alles wird anders. Anders als in der im Abschnitt zuvor konkretisierten Variante.

Lässt sich noch mehr sagen? Dazu. Zu Laotse, zum Tao Te King? Ich kann’s nicht. Mir fällt nichts anderes dazu ein. Es fällt mir nichts anderes ein, wenn ich frage: Was hälst Du von Laotse, von dessen Tao Te King?, wenn ich mir diese Schreibaufgabe stelle.

Ich habe das Tao Te King gelesen, über Wochen. Jeden Tag zwei, drei Abschnitte. Nun sitze ich an meinem Laptop und schreibe über eine selbst gestellte Frage. Hier, bei dem hier und jetzt Formulierten angekommen, stockt der Schreibfluss. Erstmalig. Ein Zeichen, wie ich finde. Ein Hinweis.

___________________________________________
Der Text:
Laotse. Tao te king. Das Buch vom Sinn und Leben
2005 Verlag C. H. Beck oHG dtv, München.
Aus dem Chinesischen von Richard Wilhelm.
 
© 2008 ERUNA (Lingenfeld) →
nach oben ↑