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Stand: 22. Juni 2008
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Buddha redet (19.06.08)
 
Buddha redet

Buddha redet Ich streite nicht mit der Welt. Die Welt streitet mit mir. Das sagt Buddha. Das ist eine von zig tausend ihm zugeordnete Botschaft oder Mitteilung, die noch immer gültig, die noch immer wirksam ist, die man, ich, Du, er, sie, es nicht bloß zu Kenntnis nimmt, sondern die haftet, integriert wird, die sich einnistet, besser: einwurzelt, die erinnert wird, die erinnerungsträchtig sein kann, die es sein wird, das spüren wir.

Wir finden, erfinden. Wer sagt das? Es gibt so viele Sprüche, die in unserem Bewusstsein sind, die da verankert sind, die sich nicht auslöschen, die wir immer parat haben, wozu und wofür auch immer. Es sind Bruchstücke, Teile aus Systemen, Weltbildern, Menschenbildern, auch aus anderen, uns fremden Kulturen. Sie sind Menschheitsgut. Sie gehören uns alle. Wer so spricht, so vermute ich, lebt im Hier und Jetzt. Ist ein Gegenwartsmensch. Wir essen chinesisch oder indonesisch mit der gleichen Hingabe, sagen wir’s ruhig: es schmeckt uns genauso gut oder weniger gut oder überhaupt nicht wie die regionale oder europäische Küche. Das ist Fakt. Das gilt für viele. Vielleicht sogar für die meisten.

Buddha redet Probleme, so scheint’s, haben heutzutage die Sinnanbieter und nicht wir Kunden. Wenn’s denn so einfach wäre. Wer christlich erzogen wird oder wurde, zieht sich das Christentum nicht aus wie ein Hemd. Das meinen bloß die Dummen. Oder? Sartre sagt: Du bist, was dein Leben ist. Mit anderen Worten: Wir sind frei. Wir sind verurteilt zur Freiheit. Wir können wählen. Wie im Supermarkt. Wir entscheiden. Ob das stimmt?

Es ist eher ein zusammen wachsen und zusammenwachsen, was uns verbindet.

Buddha redet Die Rede von der „totalen Freiheit“ wollen die meisten nicht mehr hören. Vor diesen Sackkarren will man sich nicht mehr spannen lassen. Wir lieben Farbe. Warum, so fragen wir, so wollen wir von unseren Vorbildern und Leitsternen wissen, warum muss immer alles schwarz und oder weiß sein? Warum können, warum dürfen wir nicht islamistisch, buddhistisch, atheistisch-christlich gestimmt usw. usw. durchs Leben wandeln? Ist es dumm, ist es blöd, wenn mir das „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ nicht aus dem Kopf, aus dem Sinn will, wenn ich trotzdem und zugleich sicher bin, dass ich nicht alle Menschen lieben kann? Es gibt Unterschiede. Es gibt Langweiler, solche, zu denen ich keinen Draht habe, etc. etc.

Zurück zu Buddha. Hier das Leben in Lüsten, dort die Übung der Selbstquälerei. Beides ist leidenreich, unedel, nicht zum Ziele führend. Von diesen beiden Enden sich fernhaltend, hat der Vollendete den Weg, der in der Mitte liegt, entdeckt, der Blick schafft und Erkenntnis schafft, der zum Frieden, zum Erkennen, zur Erleuchtung, zum Nirwana führt.

Wieder könnte man, ich, Du das zuvor Geschriebene wiederholen, könnte man das gleiche nochmals hinschreiben.

Buddha redet Zu den Extremen zählt Buddha auch das Erkennen, dem wissen wollen, wie es sich verhält, dem, was die Welt im Innersten zusammenhält. Indem er sich davon abwendet, wird er frei von Begehren. Durch Freiheit vom Begehren wird er erlöst. Im Erlösten entsteht die Erkenntnis: Ich bin erlöst.

Mehr „wissen“ oder Einsicht ist offensichtlich nicht nötig. Auch diese Haltung, auch dieses Loslassen von der Sucht wissen, rational verstehen zu wollen, wie sich das und jenes verhält, also, ob es beispielsweise ein Leben nach dem Tode gibt, oder nicht, ist annehmbar. Kann übernommen, integriert werden, darf, soll hinabsickern, soll verschwinden, soll, darf uns verändern. Warum nicht?

Buddha redet Noch was von bleibendem Wert. Ich will’s erzählen. Ich will es aufschreiben. Dir und mir. Buddha trifft einen früheren Freund. Als der ihn sieht, sagt er: Hell Freund, ist deiner Züge Ausdruck. Rein und klar ist deine Farbe…Wer ist dein Meister? Wessen Lehre befolgst Du? Nachdem Buddha sich als Buddha zu erkennen gibt, antwortet ihm dieser: Das mag so sein, mein Freund. Im Text heißt es weiter: und er schüttelte das Haupt, nahm einen anderen Weg und ging von dannen.

Wieder könnte das eingangs Erwähnte aufgeschrieben werden. Vielleicht sollte man es tun. Warum? Durch Wiederholen lernen’s wir. Vielleicht darum.

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Die Quelle:
Die Reden des Buddha. 2005 Verlag C. H. Beck oHG - dtv, München

 
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